Königinnen_Judith Rosmair_c_Karin Rocholl

Königinnen

Kunstfest Weimar
Uraufführungsproduktion
Königinnen (Arbeitstitel)
Schauspiel von Theresia Walser

Mit Judith Rosmair u. a.

ca. 3 Mitwirkende

Regie: Torsten Fischer
Ausstattung: Herbert Schäfer,
Vasilis Triantafillopoulos

ca. 5. – 20. Dezember 2024


INHALT

Irm und Alma standen ihr halbes Leben auf der Bühne. Vor Jahren wurden sie noch an einem der renommiertesten Theater als Schillers Maria und Elisabeth gefeiert; die Inszenierung lief über fünfhundert Mal. Doch längst haben sich ihre Wege getrennt. Irm ist eine berühmte Fernsehkommissarin geworden, Alma hangelt sich mit gelegentlichen Engagements durchs Leben. Beide gehen auf die 55 zu, die angebotenen Frauenrollen werden immer weniger. Ein Tourneeunternehmen will die beiden schließlich nochmals für 100 Vorstellungen zwischen Berlin und Wien reanimieren, mit ihrem alten Schiller-Stück. Geplant ist eine Version für drei Figuren; ein junger Schauspieler soll alle anderen Rollen übernehmen.
Als die beiden sich erstmals wieder begegnen, reißt das Treffen alte Wunden auf. Vor über 20 Jahren kam es in einer Produktion zum Eklat zwischen ihnen, das Stück kam nie heraus. Irm hat mit wehenden Fahnen das Theater verlassen, Alma nach diesem Vorfall ihre Stimme verloren. Über Jahre musste sie mühsam wieder Sprechen lernen. Jetzt lockt beide die Aussicht, bald wieder auf der Bühne zu stehen. Gleichzeitig ist zu viel passiert zwischen ihnen, um einfach wieder loszulegen. Anders als Alma wäre Irm nicht finanziell darauf angewiesen, ist sich aber nach ihrer Krebsoperation, bei der beide Brüste amputiert wurden, ihrer weiteren Fernseh-Karriere nicht mehr sicher. Beide stehen voreinander, vom Leben beschädigt. Auch auf der Bühne können sie nie wieder das Paar sein, das sie einmal waren. „Über tausend Mal habe ich dein Todesurteil unterschrieben, Irm, Abend für Abend, vergiss das nicht!“, fleht Alma sie an, als könnte es endlos so weitergehen.
Während sie sich vorsichtig an ein paar Schiller-Stellen versuchen, kommt immer wieder die Frage auf, welche Rollen ihnen als Schauspielerinnen in ihrem Alter überhaupt noch bleiben? Wo, fragen sie sich, sind die großen Frauenpaare der Weltliteratur à la Don Quijotte und Sancho Panza, Wladimir und Estragon, Stan und Olli, Winnetou  und Old Shatterhand?


Judith Rosmair (c) Karin Rocholl

Fraeulein Julie_c_Daniel Devecioglu
Judith Rosmair wurde für ihre Darstellung in Fräulein Julie mit dem 2. INTHEGA-Preis 2022 ausgezeichnet © Daniel Devecioglu

BIOGRAFIEN

Judith Rosmair (c) Manu TheobaldJudith Rosmair
Ausgezeichnet als Schauspielerin des Jahres 2007 in der Kritiker*innenumfrage der Fachzeitschrift Theater heute Die Schauspielerin, Autorin und Regisseurin wuchs bei München auf und studierte Tanz in New York und Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Nach ihrem Diplom mit Auszeichnung wurde sie 1995 an das Schauspielhaus Bochum engagiert. Dort arbeitete sie u. a. mit Dimiter Gotscheff, Leander Haußmann, Frank Castorf, Werner Schroeter, Jürgen Kruse und Jürgen Gosch. Sie spielte u. a. die Titelrollen in Friedrich Hebbels „Maria Magdalena“ und Shakespeares „Cressida“, Luise in Schillers „Kabale und Liebe “ sowie das Gretchen im „Urfaust“. Von 2000 bis 2008 war sie am Thalia Theater Hamburg als Protagonistin von Martin Kušej, Nicolas Stemann, Jürgen Kruse, Stephan Kimmig, Michael Thalheimer und Dimiter Gotscheff engagiert. Für ihre Darstellung der Dorine in Molières „Tartuffe“, sowie für die Rolle der Gudrun Ensslin in der Uraufführung von Elfriede Jelineks „Ulrike Maria Stuart“ wurde sie bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute 2007 zur Schauspielerin des Jahres gewählt. 2008 ging sie an die Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin und spielte dort u. a. in Thomas Ostermeiers Inszenierung von „Hamlet“ die Doppelrolle Gertrud/Ophelia, die Judith im Tanztheater „Trust“ und war auch mit „Protect me“ von Falk Richter/Anouk van Dijk und als Celimène in Molières „Der Menschenfeind“ (Regie: Ivo van Hove) weltweit auf Theaterfestivals zu sehen. In eigener Regie erlebte man Judith Rosmair in ihrem Solo von Truman Capotes „Frühstück bei Tiffany“, ebenfalls an der Schaubühne. Nach dem Sprung in die Selbstständigkeit folgten u. a. die erfolgreichen Uraufführungen von Simon Stephens‘ „Wastwater“ (2012) sowie Angela Richters „Kippenberger!“ (2013), „Supernerds“ (2015) und „Silk Road“ (2016) am Schauspiel Köln sowie die moderne Oper „Musik“ (2013) in der Regie von Helene Hegemann an der Oper Köln. Am St. Pauli Theater Hamburg spielte sie u. a. in Dennis Kellys „Waisen“ (2014), in der ausgezeichneten Inszenierung von Nick Paynes „Constellations“ (2014, Regie: Wilfried Minks) sowie in Yasmina Rezas „Bella Figura“ (2016). In Moritz Rinkes „Wir lieben und wissen nichts“ (Regie: Torsten Fischer), in Theresia Walsers „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ (Regie: Tina Engel), in „Wunschkinder“ und „Willkommen“ (jeweils Regie: Torsten Fischer) von Lutz Hübner und Sarah Nemitz stand sie am Berliner Renaissance-Theater auf der Bühne. 2018 war Rosmair Stipendiatin des Goethe-Instituts (Kulturakademie Tarabya). 2019 spielte sie am Gärtnerplatztheater in München König Arthurs Verlobte Prinzessin Emmeline in der Regie von Torsten Fischer in der Semi-Oper „King Arthur“. 2020 hatte sie u. a. eine Hauptrolle im Hörspiel „Echt? Theblondproject“ von Gesine Danckwart und Fabian Kühlein. Von 2017 bis 2022 spielte sie die Rolle der Norah in der Uraufführung von „Tous des oiseaux“ (dt. „Vögel“) (Text und Regie: Wajdi Mouawad) am Théâtre de la Colline in Paris. Im selben Jahr war sie in Chris Salters VR-Performance „Animate“ beim Kunstfest Weimar zu erleben. Rosmair schreibt und produziert eigene Projekte, die von Presse und Publikum gleichermaßen gefeiert werden darunter die Performance „Curtain Call!“ mit Uwe Dierksen (Ensemble Modern), uraufgeführt 2015 in den Sophiensaelen Berlin (Regie: Johannes von Matuschka), die Musik-Theater-Tanz-Performance „Ein Zimmer für sich allein“, in dem sie sich mit den durch die Pandemie bedingten Rückschlägen in der Gleichberechtigung auseinandersetzt, uraufgeführt 2021, oder ihr 360°-Virtual-Reality-Projekt „Bye Bye Bühne“ mit Theo Eshetu, das sie beim Kunstfest Weimar uraufführte. Anfang 2023 hatte Rosmair in der Rolle der Mary Cavan Tyrone Premiere mit Eugene O‘Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ (Regie: Torsten Fischer) am Schlosspark Theater Berlin. Irene Bazinger schrieb in der FAZ: »Die großartige Judith Rosmair lässt ihre Mary wie eine Schlafwandlerin der Schmerzen durch eine Umgebung tänzeln, die ihr nie angenehm war … Mit ihrer Vitalität und Eleganz unterläuft Rosmair die Hinfälligkeit dieser Figur. Und streicht sie dadurch noch hervor.« (09.01.2023)
Neben „Fräulein Julie“ (ausgezeichnet mit dem 2. INTHEGA-Preis 2022) ist Judith Rosmair als Jona in Theresia Walsers Schauspiel „Endlose Aussicht“, bei dem sie zusammen mit der Dramatikerin Regie führte, auf Tournee zu erleben. In dem am 3.9.2020 uraufgeführten Stück (Produktion Kunstfest Weimar) versucht Jona mit Hilfe ihres Smartphones zur Außenwelt Kontakt zu halten, nachdem auf dem Kreuzfahrtschiff eine Seuche ausgebrochen ist. Das Videodesign (betörende Unterwasserbilder) gestaltete der britisch-äthiopische MoMa-Künstler Theo Eshetu.

Theresia Walser © Susanne JeffsTheresia Walser
Die 1967 in Friedrichshafen geborene jüngste Tochter des bekannten Schriftstellers Martin Walser gehörte nach ihrer Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Bern zwei Jahre lang zum Ensemble am Jungen Theater Göttingen. 1997 wurden ihre ersten beiden Stücke uraufgeführt: „Das Restpaar“ in Stuttgart und „Kleine Zweifel“ an den Münchner Kammerspielen. Über Nacht berühmt wurde sie dann 1998 nach der Uraufführung ihres Stücks „King Kongs Töchter“ am Zürcher Theater am Neumarkt. 1998 wählte sie die Kritikerauswahl der Zeitschrift Theater heute zur besten Nachwuchsautorin, 1999 sogar zur Autorin des Jahres. Weitere Preise und Auszeichnungen folgten, u. a. 1998 die Fördergabe des Schiller-Gedächtnispreises des Landes Baden-Württemberg, 1999 der Übersetzungspreis des Goethe-Instituts und 1999 sowie 2001 jeweils der Stücke-Förderpreis des Goethe-Instituts. 2006 erhielt sie ein Stipendium der BHF-Bank-Stiftung. Ein guter Gradmesser dafür, ob man es als Dramatiker*in geschafft hat, ist sicher die Einladung zu den jährlich stattfindenden Mülheimer Theatertagen. Hier sucht eine Jury aus Theaterfachleuten aus den neuen Stücken der Saison die sieben besten aus. Bislang vier Mal hatte Theresia Walser schon die Ehre, für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert zu sein: 1999 für „King Kongs Töchter“, 2001 für „So wild ist es in unseren Wäldern schon lange nicht mehr“, 2005 für „Die Kriegsberichterstatterin“ und 2008 für „Morgen in Katar“.
Vor „Königinnen“ und „Endlose Aussicht“ (UA 2020 im Rahmen des Kunstfests Weimar) wurden zuletzt Theresia Walsers Stücke „Nach der Ruhe vor dem Sturm“ (UA 2018 am Nationaltheater Mannheim) und „Die Empörten“ (UA 2019, Salzburger Festspiele in Koproduktion mit Staatstheater Stuttgart) unter der Regie von Burkhard C. Kosminski uraufgeführt. Im Programm der Konzertdirektion Landgraf lief die EURO-STUDIO-Produktion ihres Stücks „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ 2014-2017 u. a. mit Doris Kunstmann, Saskia Valencia und Reinhild Solf (Regie: Hans Hollmann) erfolgreich auf Tournee. Theresia Walser lebt bei Freiburg im Breisgau.