Der Putsch-Schäfer-quer(c)pixabay-D. Vetsikas-G. Altmann

Putsch

Tournee-Theater THESPISKARREN / Schlosspark Theater Berlin
PUTSCH
Anleitung zur Zerstörung einer Demokratie
Ein Theaterstück von Alistair Beaton und Dietmar Jacobs

Mit Anna Schäfer, Martin Molitor u. a.

8 Mitwirkende (in 36 Rollen)

Regie: Manfred Langner
Ausstattung: Tom Grashoff
Videoprojektion: Alireza Nesaei
Choreografie: Laura Evangelisti

ca. 15. April bis 15. Mai 2027


INHALT

Sie nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund. Stand-up-Comedienne  Klara Milkowski wird wegen ihrer kompromisslosen Programme von den einen geliebt und ist bei anderen verhasst. Am liebsten macht sich die alleinerziehende Mutter über den „woken Zeitgeist“ lustig. „Genderwahn“, Asylpolitik, political correctness… – die ganze „links-grün-versiffte“ Politik – sind Klaras bevorzugte Themen. Damit zieht sie die Massen an und füllt die ganz großen Hallen. Nach einem Eklat im Programm der Kabarettistin verliert sie zwar ihren Sendeplatz im Fernsehen, gewinnt dennoch auf social media die Herzen vieler Gleichgesinnter. Klara wird zur „Märtyrerin für die Meinungsfreiheit“ – und gerät ins Visier des rechtsnationalen Intellektuellen Oskar Falk, der händeringend nach einer neuen Identifikationsfigur an der Spitze seiner populistischen Partei „Unser Haus Deutschland“ (UHD) sucht.  Doch mit „Nazis“ gemeinsame Sache machen? Da war für Klara bisher eine Grenze. Falk feuert den „rechten Flügel“ seiner Partei und nachdem Klaras Tochter auf offener Straße angefeindet wird, stimmt Klara zu und lässt sich als Kanzlerkandidatin aufstellen. Sehr zum Unbill ihrer Tochter Melli. Die UHD gewinnt die Wahl und setzt die sukzessive Zersetzung der Demokratie per Dekret um. Bis Klara selbst unter die Räder der skrupellosen Machenschaften ihrer eigenen Partei gerät …

Dietmar Jacobs und Alistair Beaton zeigen, dass es in einer Welt, in der Politik von Entertainment geprägt ist, keinen althergebrachten Militärputsch mehr braucht, um einen Umsturz real werden zu lassen. Mit viel Witz, Musik und brillanten, aus dem Leben gegriffenen Dialogen führen uns die Autoren vor, was passiert, wenn Populismus und Rechtsnationalismus Raum greifen. Das Theater wird hier zum Versuchslabor für eine politische Realität, in der einzig das Chaos regiert. Ein hochaktuelles und wichtiges Stück, das ohne erhobenen Zeigefinger dennoch mahnt. Ein Streich der beiden Autoren, die für das Theater Trier nach dem großen Erfolg von „Kardinalfehler“ erneut ein großartiges Auftragswerk geschaffen haben.


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PRESSESTIMMEN

Deutschland – ein Horrormärchen
Und über allem wackelt unübersehbar und drohend der Zeigefinger, denn „Putsch – Anleitung zur Zerstörung der Demokratie“ ist lupenreines Lehrtheater mit bis zur Kenntlichkeit verzerrten Doppelgängern aus dem realen Leben. (…) Manfred Langner inszeniert die personalintensive Satire temporeich mit Anleihen an den Slapstick, durchaus mit Witz (…) und konturenscharfen Charakteren.
TRIER Rainer Nolden, Trierscher Volksfreund, 12.5.2025

Passen Sie auf, wo Sie klatschen!
Ein Zuschauer, der sich als Lehrer zu erkennen gab, empfahl eindringlich, das Stück mit Schülern anzuschauen, das bewirke mehr, als Brecht zu lesen. Dieses Theater, bei dem man lachen könne, sei die richtige Form der Ansprache für junge Leute. Dem Theater wünschte er: „Bitte gehen Sie diesen Weg weiter!“
TRIER Anne Heucher, Trierscher Volksfreund, 12.5.2025

Lass uns umstürzen
Wie man die Demokratie zerstört, dazu bietet „Putsch“ von Alistair Beaton und Dietmar Jacobs eine satirische Anleitung. Zu seinem Abschied als Intendant am Theater Trier hat Manfred Langner das Stück als musikalisches Ensemble-Spektakel inszeniert. (…) Das Rezept für einen gelungenen Putsch, dem das Programmheft immerhin zwei volle Seiten widmet, kann durchaus als Blaupause für Gestalten wie Trump herhalten, der die Gebrauchsanweisung offenbar minuziös befolgt, um das Land in seinem Sinne umzukrempeln.
TRIER Rainer Nolden, nachtkritik.de, 11.5.2025

Jeder Putsch braucht das Chaos
„Anleitung zur Zerstörung einer Demokratie“ lautet der Untertitel von „Putsch“. Und diese Anleitung ist so präzise, so aktuell und eigentlich so einfach erklärt, dass den Zuschauenden bei der Uraufführung im Theater Trier die Entscheidung zwischen Lachen und Entsetzen oft schwerfällt. (…) Dass Hass und Hetze verbunden mit Unwissenheit mit Hilfe der Medien zu einer Gefahr für die Demokratie werden, ist bekannt. Aber so lustig und pointiert wie auf der Bühne des Trierer Theaters bekommt man es selten präsentiert. (…) Vor wenigen Jahren wäre dieses Stück als witzige futuristische Komödie durchgegangen, als zu übertrieben dargestellte Parodie. Im Jahr 2025 ist „Putsch“ genau richtig: eine von Intendant Manfred Langner genial inszenierte böse Satire aus klugen Texten, pointierten Scherzen, hervorragend choreografierten Szenen, einem raffinierten Bühnenbild und einem mehr als überzeugenden Ensemble, von denen die meisten Mitglieder in mehreren Rollen zu sehen sind.
TRIER Karin Pütz, die-deutsche-bühne.de, 11.5.2025


BIOGRAFIEN

Anna SchäferSchaefer, Anna_c_Bernd Brundert
Ihre Ausbildung, die sie um einen Acting-Workshop bei Susan Batson vom Actors Studio New York ergänzte, absolvierte die gefragte Schauspielerin und Sängerin von 1995 bis 1999 an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Schon bei ihrem Theaterdebüt an den Hamburger Kammerspielen konnte sie in der Hauptrolle der Lilian in „Happy End“ ihre Vielseitigkeit bei den mit spezifischem Stil zu singenden Kurt-Weill-Songs beweisen. Weitere Gastengagements führten die Tochter der Thalia-Theater-Schauspielerin Angelika Thomas und des Regisseurs und Schauspielers Roland Schäfer (u. a. Schaubühne Berlin) über das Renaissance-Theater Berlin (Käthchen in „The Black Rider“) zu den Bad Hersfelder Festspielen (Berta in „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“). Im Anschluss an ihr Engagement am Stadttheater Bern (1999–2001) spielte sie die Buhlschaft im Hamburger „Jedermann“ (2001). Gastauftritten bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Bauturm Theater Köln folgten weitere Gastengagements, z. B. am Theater Krefeld-Mönchengladbach (2003–2006), wo sie u. a. als Hope in Cole Porters Musical „Anything Goes“ zu sehen war. Anschließend ging sie ans Schauspielhaus (2007/2008) und ans Prinz Regent Theater Bochum (2010/2011). Am Schauspielhaus Bochum spielte sie die Celia in Shakespeares „Wie es euch gefällt“ (Regie: Elmar Goerden). Seit 2019 ist Anna Schäfer in einer Hauptrolle in der mit dem 1. INTHEGA-Preis ausgezeichneten Produktion „Aus dem Nichts“ nach dem Film von Fatih Akin mit der Konzertdirektion Landgraf auf Gastspielreise zu erleben. In „Stella“, eine Produktion der Hamburger Kammerspiele, spielt sie die Titelrolle. Diese Produktion ist seit 2022 mit der Konzertdirektion Landgraf auf Tournee. Amina Gusner, die auch für die Fassung verantwortlich zeichnet, führt Regie. Durch anspruchsvolle Episodenrollen und ihr facettenreiches Spiel hat sie sich seit 1994 inzwischen auch im Fernsehen einen Bekanntheitsgrad erworben. Anna Schäfer war u. a. in so erfolgreichen Reihen und Serien wie „Alles außer Mord“, „Polizeiruf 110“, „Alarm für Cobra 11“, „Abschnitt 40“, „Die Bergretter“, „Rosamunde Pilcher“, „Heldt“, „Dr. Klein“, „SOKO Hamburg/Wismar/Köln“ („Ihr letzter Wille“, 2015), „Inga-Lindström“, „In aller Freundschaft“ oder „Tatort“ (Dortmund, Bern, München, Norddeutschland) zu sehen. Neben vielen Fernsehfilmen wie u. a. „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ (2013) oder „Zielfahnder – Flucht in die Karpaten“ (2016, Regie: Dominik Graf) drehte sie Kinofilme. Ab 2011 stellte die Allrounderin ihr komisches Talent in der Comedy-Serie „Knallerfrauen“ (Deutscher Comedypreis 2012 als Beste Sketch-Comedy und Deutscher Fernsehpreis als Beste Comedy) und anderen Formaten an der Seite von Martina Hill unter Beweis. Einem breiten Fernsehpublikum wurde sie ab 2009 in der Sat.1-Seifenoper „Eine wie keine“ bekannt, in der sie 146 Folgen lang die Rolle der verrückten Designerin Emily Körner spielte. 2019 war sie im Ersten in allen sechs Folgen der Miniserie „Bonusfamilie“ im Hauptcast zu sehen. Die Schauspielerin mit der schönen Mezzosopran-Stimme ist auch deutschlandweit mit satirisch-musikalischen Programmen und ihrer von einem hochklassigen Team produzierten Jazz-Formation ANNA & der SWING KLUB unterwegs. Unter anderem ist auch ihr Liederabend „Seemannsbraut ist die See“ zusammen mit ihrer Mutter auf CD erschienen; seit 2019 gibt es das Programm „#KanndennLiebeSündesein“. Zudem war sie mit ihrem Ehemann Jochen Kilian mit dem musikalischen Kabarett-Programm „JETZT – morgen war gestern“ auf Tournee. Eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Dietmar Jacobs und Anna Schäfer mündete bereits ind dem Soloprogramm „Schlafende Hunde“, das aktuell am Hamburger Theaterschiff läuft. Der Wechsel zwischen Kamera, Schauspiel, Comedy und Gesang hat Anna Schäfer zu einer abwechslungsreichen und versierten Künstlerpersönlichkeit gemacht.

Alistair Beaton
Der 1947 in Glasgow geborene Autor gehört durch seine Fähigkeit, komplexe gesellschaftliche und politische Themen pointiert darzustellen und dabei immer den Menschen ins Zentrum zu stellen – nicht als eindimensionalen Typ, sondern als vielschichtige, ambivalente Charaktere, die gesellschaftliche Spannungen und Widersprüche spiegeln – zu den profiliertesten und international gefragten zeitgenössischen Autoren.
Berühmt geworden ist er durch seine von analytischem Verstand, politischem Engagement und britischem Humor geprägten Werke: Schauspiele, Komödien, politische Reportagen, satirische Essays, Romane sowie Rundfunk- und TV-Drehbücher, in denen er Korruption, Heuchelei und ideologische Verblendung schonungslos analysiert.
Beaton studierte Englische Literatur in Edinburgh, Deutsch in Bochum sowie Russisch und sowjetische Studien in Moskau. Seine Sprachkenntnisse – Englisch, Deutsch, Russisch und Französisch – haben ihn zu einem brillanten Übersetzer (u. a. von Bertolt Brecht, Nikolai Gogol, Max Frisch und Hans Fallada.) gemacht.
Dass er heute zu den führenden Polit-Satirikern Großbritanniens zählt, dürfte auch seiner eigenen politischen Erfahrung geschuldet sein: Eine kurze, aber stürmische Zeit langarbeitete er als Redenschreiber für Finanzminister Gordon Brown, der das Vereinigte Königreich durch die Finanzkrise 2008 führte.
ROMANE u. a.
1994 „Don Juan on the Rocks“ – eine gegenwartsbezogene, satirische Neuinterpretation des Don-Juan-Stoffs, in der Beaton moderne Männlichkeitsklischees mit viel Ironie entlarvt.
2004 „A Planet for the President“ – eine 2004 (!) und nicht 2025 geschriebene bitterböse Klimadystopie, die auf das George-W.-Bush-Regime anspielt, das 2001 – gegen die Warnungen der Wissenschaft – mit der Begründung, der Vertrag schade der US-Wirtschaft, aus dem Kyoto-Klimaschutzabkommen austrat.
SATIRISCHE KURZTEXTE Die „Bollocks“-Reihe
Alistair Beaton veröffentlichte zwischen 1999 und 2019 vier satirische Kurztexte in Buchform mit dem Titelzusatz „… of Bollocks“ (Bollocks = Unsinn, Quatsch, Blödsinn), in denen er – jeweils bezogen auf ein bestimmtes Thema oder Milieu – politische Phrasen ,PR-Sprech und sprachvernebelnde Floskeln mit feinem Spott aufdeckt.
Zwei Beispiele: „The Little Book of New Labour Bollocks“ (2000) entlarvt die Worthülsen und PR-Strategien von Tony Blairs Regierung, „The Little Book of Management Bollocks“ (2001) seziert die hohlen Phrasen und Worthülsen der Business- und Consulting-Welt.
FERNSEHEN
Kultstatus im britischen Fernsehen erreichte die vielfach ausgezeichnete Puppen-Comedy „Spitting Image“, die von 1984 bis 1996 ausgestrahlt wurde. Alistair Beaton gehörte zum Autorenteam der Serie, die mit ihren Parodien auf Politiker, Royals, Showgrößen und andere Promis Traumeinschaltquoten erzielte und zu einem Phänomen wurde, das weit über den Bildschirm hinauswirkte und Fernsehgeschichte schrieb.
Die Serie wurde mit insgesamt 10 BAFTA Television Awards ausgezeichnet – dem wichtigsten und renommiertesten britischen TV-Preis – und erhielt 1985 und 1986 den International Emmy Award, der herausragende Fernsehproduktionen außerhalb der USA würdigt.
Beaton war außerdem Ko-Autor der beliebten Polizeisitcom „The Thin Blue Line“ (1995/96), in der „Mr. Bean“-Darsteller Rowan Atkinson die Hauptrolle spielte.
Für das 2007 ausgestrahlte fiktive Polit-Drama „The Trial of Tony Blair“, dessen Drehbucher allein schrieb, wurde er 2008 in der Kategorie Best Single Drama für den BAFTA Television Award nominiert.
THEATERSTÜCKE
Markenzeichen seiner Stücke sind präzise Figurenzeichnungen und lebendige Dialoge, die pointierten Sprachwitz mit politischer Zuspitzung kombinieren, um Themen wie Korruption, Machtmissbrauch und soziale Ungleichheit unterhaltsam, aber mit analytischer Schärfe aufzugreifen.
Wahrscheinlich hätte Beaton „Feelgood – Der Spin‑Doctor“ („Feelgood“), seine bis heute bekannteste, in Europa, Australien, Kanada und den USA gespielte »atemberaubendste Komödien-Sensation seit Jahren« (Financial Times), am liebsten gleich am 1.1.2001uraufgeführt – aber er musste noch bis zum 25. Tag des neuen Jahrtausends warten, bevor sie im traditionsreichen Garrick Theatre im Londoner West End uraufgeführt … und zum aufsehenerregenden Überraschungserfolg wurde.
»Beaton gelingt es, Politik und Unterhaltung perfekt zu verbinden«, urteilte der Evening Standard über die mit dem Evening Standard Theatre Award als BESTE KOMÖDIE ausgezeichnete und für den Olivier Award in der Kategorie BEST PLAY nominierte, hochaktuelle Farce über Manipulation und Macht der Labour-Regierung.
Drei Jahre nach „Folge meinem Anführer“ („Follow My Leader“), seiner Musicalsatire über Blair und Bush als moralische Komplizen im Irak-Krieg, wurde 2007 die klug konstruierte Monarchie-Farce „König der Herzen“ („King of Hearts“) uraufgeführt. In dem Stück über die Rolle der Monarchie im 21. Jh. stellt Beaton die Frage: »Was passiert, wenn der britische König plötzlich beschließt, sich politisch einzumischen?« – und beantwortet sie mit einem einzigen Wort: »Chaos«.
In der Uraufführung der historischen Parabel „Caledonia“ („Caledonia“ 2010) thematisiert der Autor mit Musiktheater-Elementen und dokumentarischen Texten die Mechanismen von Gier, Spekulation und Größenwahn. Das Auftragswerk für das Edinburgh Festival, das Beaton »einen schottischen Albtraum, der von Hybris und Hoffnung gleichermaßen angetrieben wurde« nannte, zieht deutliche Parallelen zur heutigen Finanzwelt.
„Der zufällige Anführer“ („The Accidental Leader“), ein Einakter über ein politisches Machtvakuum, wurde 2016 als Teil eines Abends mit mehreren politisch pointierten Kurzstücken – u. a. von David Hare und Mark Ravenhill – im Londoner Arts Theatre erstmals gezeigt.
Nach einer gefeierten, ausverkauften Spielzeit am Chichester Festival Theatre ging Beatons hochaktuelle, provokante Umweltkomödie „Fracking for Future!“ („Fracked! Or: Please Don’t Use the F‑ Word“, UA: 15.7.2016) auf große UK‑Tournee. Im Mittelpunkt des brillant gebauten, komischen Stücks über das äußerst umstrittene
Thema Fracking steht die Rentnerin Petra, die als Anti-Fracking-Aktivistin zum gefeierten Internetstar wird, als sie dagegen protestiert, dass in ihrem idyllischen Dorf durchfragwürdige Bohrungen Gas und Öl aus tief liegenden Gesteinsschichten gefördert werden sollen.
ALISTAIR BEATON: »Wenn du eine Lüge nur oft genug wiederholst, wird sie zur Wahrheit. Wenn du sie laut genug schreist, wird sie zur Politik«.
Alistair Beaton lebt in London.

THEATERSTÜCKE des Autorenduos ALISTAIR BEATON & DIETMAR JACOBS
Wenn zwei Meister der politischen Satire wie Beaton, einer der renommiertesten englischen Polit-Satiriker, und Jacobs, der vielfach ausgezeichnete deutsche Comedy-Kultautor, gemeinsam Stücke schreiben, kann das Ergebnis nur ein brillantes, ebenso intelligentes wie komisches, höchst unterhaltsames Theaterfeuerwerk sein, indem politische Missstände und menschliche Schwächen in bissigen Dialogengleichermaßen aufs Korn genommen werden.
ALISTAIR BEATON: »Politik ist ernsthaft, deshalb passt sie sehr gut zur Komödie. Ob wir es Satire nennen, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass das Theater spielerisch und ernst zugleich sein kann. Das Publikum zu unterhalten ist eine ehrbare Aufgabe; es zu provozieren und zu informieren ebenso. Wenn das Publikum gelangweilt ist, ist das meine Schuld«. In einem Interview mit Aleks Sierz, veröffentlicht in The Arts Desk am 16.5.2014.
2023 Kardinalfehler
Die von Theaterintendant Manfred Langner in Auftrag gegebene, raffiniert-provokante Kirchenkomödie, die auf ebenso unterhaltsame wie nachdenkliche Weise die Abgründe von Macht, Moral und menschlichen Schwächen entlarvt, wurde am 22.4.2023 am Theater Trier uraufgeführt.
ZUM INHALT: Genau 27 Tage vor der Ankunft des Heiligen Vaters, der das vorbildlich skandalfreie Bistum Trier für seinen Besuch auserkoren hat, bekommt Bischof Glöckner überraschend Besuch, von einer »kleinen Dummheit« aus seiner Zeit als Priesterseminarist, die ihren Papa kennenlernen möchte. Wie die »Klapperstorch-Affäre« endet, bleibt – zumindest bis zum Schlussapplaus – ein streng gehütetes Geheimnis hinter den Mauern der ehrwürdigen Kirche.
2025 „PUTSCH – Anleitung zur Zerstörung einer Demokratie“ 
DIETMAR JACOBS: »Was könnte in diesem Land vielleicht in vier Jahren passieren? Welche Leute könnten einer rechten Partei zum Beispiel helfen, noch weiter nach vorn zukommen? Da haben wir uns ein paar Sachen ausgedacht, die Resonanz in der Realität finden« könnten.
ALISTAIR BEATON: »Wir wollen, dass die Leute lachen. Aber wir wollen auch, dass sienachdenken«.
Nach dem großen Erfolg von „Kardinalfehler“ inszeniert Manfred Langner nur 7 Monate und 1 Tag später die Uraufführung (10.5.2025) der wieder für das Theater Trier geschriebenen, hintergründigen Komödie mit Musik „PUTSCH – Anleitung zur Zerstörung einer Demokratie“, die das Publikum ebenso zur Auseinandersetzung mit den Widersprüchen und Herausforderungen unserer Zeit einlädt. »Diese Anleitung ist so präzise, so aktuell und eigentlich so einfach erklärt, dass den Zuschauenden die Entscheidung zwischen Lachen und Entsetzen oft schwerfällt«. (Karin Pütz, Die Deutsche Bühne, 11.5.2025)
ZUM INHALT: In dieser hochaktuellen Zukunftsvision, die ebenfalls weit über den Moment der Aufführung hinaus wirkt, finden Revolutionen nicht mehr durch Militärputsche statt, sondern in den Medien. Die Kult-Kabarettistin Klara Milkowski wird nach der Absetzung ihrer regierungskritischen TV-Sendung „Klaratext“ von einer rechtsextremen Partei als »Märtyrerin für die Meinungsfreiheit« für ihren Wahlkampf instrumentalisiert. Als die Partei an der Regierung ist, wird das Zugpferd nicht mehr gebraucht.
Text Birgit Landgraf

Dietmar Jacobs
Als der 1967 in Mönchengladbach geborene Autor von Theaterstücken, Kabarettprogrammen, TV-Serien-Drehbüchern und Solo-Stücken Dr. phil. Dietmar Jacobs für seine für den Kabarettisten Thomas Freitag geschriebenen Soloprogramme „unplugged“ 1997 den AZ-Stern des Jahres erhielt, hatte er bereits ein Germanistik- und Romanistik-Studium in Köln und Siena (1989–1996) mit einer Doktorarbeit zum Thema „Das Kabarett der DDR in der Ära Honecker“ sowie die Drehbuch-Ausbildung an der Schreibschule Köln abgeschlossen. Während er als Student als Texter und Darsteller (1991–1996) bei der Kölner Kabarett Gruppe Rattenpack auf der Bühne stand, merkte er schnell, dass ihm die Theorie besser lag als die Praxis. 1998 wurde er mit der Uraufführung „Die letzten Tage von Erkrath“ Hausautor am Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Mit zwei seiner Programme („Sushi – Ein Requiem“ und „Proseccopack – Frau der Ringe“) wurde das Düsseldorfer Kom(m)ödchen 2009 bzw. 2011 mit einem Löwenzahn, dem Preis der Lachmesse – Internationales Humor- und Satirefestival Leipzig, ausgezeichnet und für „Freaks – Eine Abrechnung“ 2012 mit dem Monica Bleibtreu Preis. Gleichzeitig verfasste Jacobs zahlreiche Kabarettprogramme, u. a. für Jürgen Becker, Jochen Busse, Christian Ehring – und immer wieder für Richard Rogler und Thomas Freitag. 2011 wurde „Der dritte Bildungsweg“, das erste gemeinsam mit und für die TV- und Bühnenshows des Bestsellerautors/ Kabarettisten/ Fernsehmoderators Jürgen Becker verfasste Kabarettprogramm als Taschenbuch beim Verlag Kiepenheuer & Witsch publiziert. 2013 folgte „Dalí Dalí – Mit Jürgen Becker durch die Kunstgeschichte“ (als Audio-CD unter dem Titel „Der Künstler ist anwesend“ veröffentlicht) und drei Jahre später das als Audio-CD unter dem Titel „Volksbegehren“ herausgegebene Programm „Zu dir oder zu mir“. Zu seinen erfolgreichsten TV-Arbeiten zählen u. a. die Serie „Das Amt“ mit Jochen Busse, die Kultserie „Stromberg“, für die er gemeinsam mit Moritz Netenjakob schrieb und 2006 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, die ZDF-Produktion „heute-Show“ und das SWR-Satireformat „extra 3“ sowie mehrere Folgen der Krimi-Comedy-Serie „Mord mit Aussicht“. Für die Theaterbühne schrieb er u. a. die am Contra-Kreis-Theater Bonn uraufgeführten Komödien „Einmal nicht aufgepasst“ (2003) und – im Team mit Lars Albaum – „Das andalusische Mirakel“ (2006) und „Der Pantoffel-Panther“ (2016).

Tournee-Theater