Renaissance-Theater Berlin
Unwiderstehlich
Tragikomödie von Fabrice Roger-Lacan
Deutsch von Wolfgang Kirchner
Regie: Antoine Uitdehaag
Bühne: Momme Röhrbein
Kostüme: Erika Landertinger
Musik: Het Paleis van Boem
Mit Anika Mauer, Boris Aljinović
INHALT
Er ist Jurist, Sie ist Verlagslektorin. Eines Abends, als Sie von einer Besprechung mit einem berühmten Schriftsteller, dessen Werk Sie schon lange bewundert und der im Ruf eines unverbesserlichen Don Juan steht, zurückkommt, versucht Er hartnäckig und unnachgiebig von ihr zu erfahren, ob dieser ,unwiderstehliche’ Mann in ihr ein ‚unwiderstehliches’ Verlangen ausgelöst habe…
Fabrice Roger-Lacan stellt die Liebe eines Paares auf den Prüfstand, die er unbarmherzig und mit diabolischer Dialektik seziert und in die Beinahe-Katastrophe führt. UNWIDERSTEHLICH ist das fesselnde Psychogramm einer Liebesbeziehung, ein Kammerstück über Eifersucht, Besitzanspruch, über Verlangen und über Freiheit.
Es heißt ja, die Eifersucht sei eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft. Und so zeichnet UNWIDERSTEHLICH verspielt, augenzwinkernd und doch glasklar nach, wie die Eifersucht ein eigentlich perfektes Paar packt und schrittchenweise an den Abgrund führt. Er liebt sie, sie liebt ihn, beide gehören zusammen. Aber so einfach ist das nicht…
Freiheit ist etwas Wunderbares und zugleich etwas Furchtbares.
Fabrice Roger-Lacan
BIOGRAFIEN
AUTOR DER BÜHNENFASSUNG
Fabrice Roger-Lacan ist der Enkel des berühmten Psychiaters Jacques Lacan, Teil eines engen Zirkels gefeierter französischer Autoren. Kritiker und Publikum nennen ihn in einem Atemzug mit Yasmina Reza oder Florian Zeller. Er hat immer für das Theater und das Kino gelebt. Eingeschult auf der sehr elitären „École active bilingue“, hat er schon im jugendlichen Alter die großen Klassiker inszeniert, wie zum Beispiel Corneilles LE CID. Er ist ein leidenschaftlicher Anhänger von François Truffaut und Claude Sautet und träumte anfangs noch davon, Schauspieler zu werden. Aber der doch eher introvertierte Mann begriff schnell, daß seine Berufung im Schreiben liegt.
„Eines schönen Tages tauchte dieser wunderbare Normalo von 22 Jahren in meinem Büro auf“, erzählt Simone Harari, damals Chefin einer großen französischen Filmgesellschaft. „Ich habe ihm geraten, erst einmal ganz ruhig seinen Abschluß zu machen und dann die Lehramtsprüfung zu bestehen. Aber es war stärker als er, er war so sehr entschlossen, daß er bereits sechs Monate später anfing, am Drehbuch für eine TV-Serie mitzuschreiben. Bis heute ist Fabrice Roger-Lacan erfolgreich als Autor für Film und Fernsehen tätig.
Aber seine wirkliche Leidenschaft ist das Theater. „Das verschafft eine ganz besondere Erregung. Als ich noch ein Kind war, liebte ich es, in den Kulissen der Theater herumzustreichen.“ Sein Vater, der Bankier Bruno Roger, eine der Säulen des Hauses Lazard Frères in Paris, nahm ihn jedes Jahr zum Festival nach Aix-en-Provence mit. Von seinem Vater hat Fabrice Roger-Lacan die Liebe zur Literatur – an erster Stelle Proust – geerbt. Aber es war sein Kontakt mit dem Großvater mütterlicherseits, dem Psychoanalytiker Jacques Lacan, der seinen Geschmack für die Bühne geformt hat. „Sein Auftreten hatte etwas unbestreitbar Theatralisches an sich. Er hatte, auch im Familienkreis, eine unglaubliche Art zu schweigen. Selbst als Kinder haben wir begriffen, daß er eine echte Berühmtheit war.“ Zu seinem großen Bedauern ist der berühmte Vorfahre aus seinem Leben verschwunden. Fabrice ist sieben Jahre alt, als er seine Mutter durch einen Autounfall verliert. Aus Trauer um seine Tochter zieht sich der Großvater aus dem Leben des Enkels zurück. Dieser erweitert 1986 seinen Nachnamen indem er den Namen Lacan an Roger anhängt. „Das war keine Koketterie, oder eine Werbeidee, um seinem Namen ein größeres Gewicht zu verleihen“ versichern seine engen Freunde. Für Fabrice diente die Annahme des Namens Lacan in erster Linie dazu, die Trauer um seine Mutter zu verarbeiten. Hat diese komplexe Erbschaft dazu geführt, daß er in den Tiefen der Seele seiner Figuren forscht?
Das erste Stück von Fabrice Roger-Lacan, DER KRAWATTENKLUB, feierte in der Spielzeit 2005 / 2006 am Renaissance-Theater Berlin seine Premiere. Nun folgt mit UNWIDERSTEHLICH das zweite Bühnenwerk des erfolgreichen französischen Drehbuchautors und Dramatikers. Es feierte 2007 im renommierten Théâtre Hébertot in Paris seine Uraufführung.
DARSTELLER
Anika Mauer studierte zunächst an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Bereits während ihrer Ausbildung wurde sie an das Theater Bremen engagiert. Für die Rollen, die sie dort spielte, erhielt Anika Mauer 2001 den Kurt Hübner Preis für herausragende schauspielerische Leistungen und wurde zu einer der wichtigsten Bremer Persönlichkeiten des Jahres gewählt. Von 2001 bis 2005 gehörte sie dem Ensemble des Deutschen Theaters Berlin an und war dort u. a. als VIOLA, DIE FRAU VOM MEER und ELISABETH zu sehen. Seit 2005 ist Anika Mauer freischaffend tätig und arbeitet neben Berlin auch in Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und Wien. Im Jahr 2011 spielte sie unter der Regie von Ulrich Waller in der Uraufführung von Udo Lindenbergs Musical HINTERM HORIZONT im Theater am Potsdamer Platz in Berlin in der Premierenbesetzung. Außerdem stand Anika Mauer in Thomas Langhoffs Inszenierung von Tennessee Williams ENDSTATION SEHNSUCHT als Stella im Berliner Ensemble auf der Bühne. Musikalisch ist sie ebenfalls aktiv: gemeinsam mit dem Pianisten und Regisseur Dietmar Loeffler präsentiert sie unter dem Titel OPIUM FÜR ALLE Chansons, u. a. von Bertolt Brecht, Walter Mehring, Friedrich Holländer und Kurt Weill.
Anika Mauer drehte mit Regisseuren wie Marco Kreuzpaintner, Bernd Michael Lade, Jens Jenson und Alexander Schüler Kinofilme und steht auch für Serien vor der Kamera. U. a. arbeitete sie dort mit Soren Krogh-Jacobson, Peter Patzak, Bernd Böhlich, Rolf Wellingerhoff und Klaus Westermann. Am Renaissance-Theater Berlin debütierte sie im Jahr 1997 in dem Stück VOLTAIRE’S NEFFE und kehrte 2005 mit dem Liederabend EIN STÜCK VOM HIMMEL an das Haus zurück. Seit 2009 ist sie in Erik Gedeons Songdrama EWIG JUNG zu sehen, für das das Ensemble 2010 den „Goldenen Vorhang“, den Publikumspreis des Berliner Theaterclubs, verliehen bekam. Außerdem spielte sie in Harold Pinters BETROGEN und in BLÜTENTRÄUME von Lutz Hübner. 2012 folgten Francis Vebers VON HINTEN DURCH DIE BRUST INS AUGE sowie mit DER VORNAME von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière. Darüber hinaus konnte man sie im Renaissance-Theater Berlin auch in Jean Racines PHÄDRA erleben. Anika Mauer erhielt 2014 den GOLDENEN VORHANG für ihre Rollen in David Ives VENUS IM PELZ, William Somerset Maughams DIE IDEALE FRAU, Oscar Wildes / Elfriede Jelineks DER IDEALE MANN und ICH WEISS NICHT, ZU WEM ICH GEHÖRE von Torsten Fischer und Herbert Schäfer.
Boris Aljinovic schloß 1994 mit seinem Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch ab. Während seiner Ausbildung wurde er an das Theater der Stadt Schwerin engagiert. Dort spielte er u. a. 1995 die Titelrolle in Serreaus HASE HASE (Regie: Karusseit). Im selben Jahr erhielt er am Renaissance-Theater Berlin sein erstes festes Engagement und stand in Hofmanns NOCH IST POLEN NICHT VERLOREN auf der Bühne. Es folgten Engagements u. a. am Ernst Deutsch Theater in Hamburg, wo er 2000 in Frischs ANDORRA (Regie: Grishko) zu sehen war sowie an den Hamburger Kammerspielen, wo er 2008 in Hellstenius` ELLING (Regie: Bogdanov) spielte. Die Inszenierung wurde als Gastspiel in das Renaissance-Theater Berlin eingeladen. 2010 realisierte er an den Hamburger Kammerspielen mit Bogdanov Hellstenius – ELLING UND DIE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART. Zuletzt sah man ihn am St. Pauli Theater Hamburg wo er in Seidlers THE KING’S SPEECH (Regie: Bogdanov) spielte.
Sein Kinodebüt gab er 1995 in Hartleys Episodenfilm FLIRT. Es folgten u. a. 1997 die Komödie DER STRAND VON TROUVILLE (Regie: Hoffmann) sowie 1999 der schwarzhumorige Film DREI CHINESEN MIT DEM KONTRABASS (Regie: Krämer). Später spielte er u. a. in den Komödien 7 ZWERGE von und mit Otto Waalkes. 2014 drehte er ANTBOY 2 (Regie: Hasselbalch). Zwischen 2001 und 2014 war er im TV als Berliner TATORT – Ermittler Felix Stark zu sehen. Er ist Träger des „Deutschen Hörbuchpreises“ für das beste Kinderbuch 2014 sowie Sprecher diverser Bücher und Hörspiele. Für den animierten Kinofilm DER 7BTE ZWERG, der 2014 in die Kinos kam, lieh er dem Zwerg Cloudy seine Stimme. Im Renaissance-Theater Berlin spielt er regelmäßig, z.B. war er 2004 in der DSE von Frayns DEMOKRATIE, zwei Jahre später in der DSE von Goos’ ALTE FREUNDE – CLOACA und in der szenischen Lesung von Saint-Saëns / Martinus DER KARNEVAL DER TIERE/ DIE KÜCHENREVUE, 2007 in der DSE von Hutchinsons MONDLICHT UND MAGNOLIEN und 2011 in der DE von Kehlmanns GEISTER IN PRINCETON zu sehen. Für seine Darstellung in Vebers VON HINTEN DURCH DIE BRUST INS AUGE (Regie: Guntbert Warns), erhielt er 2013 den „Goldenen Vorhang“. In der letzten Spielzeit sah man ihn in Maughams DIE IDEALE FRAU (Regie: Antoine Uitdehaag) und in Frayns DER NACKTE WAHNSINN (Regie: Warns). Zuletzt spielte er in Walsers ICH BIN WIE IHR, ICH LIEBE ÄPFEL.
In 2015 wurde Ihm in Berlin der Publikumspreis „GOLDENER VORHANG“ verliehen.
PRESSESTIMMEN
Wie sich Anika Mauer und Boris Aljinović die Argumente um die Ohren pfeffern, das hat die Klasse eines Psychoduells. Da ist Hitchcock drin, oder Beziehungshöllisches, wie man es von Yasmina Reza kennt. Berliner Morgenpost
Eine tolle Darstellung des Zwei-Mann-Ensembles Aljinović-Mauer. Was die beiden auf der Bühne vollbringen, ist grandios. Der anschließende Beifallssturm mehr als verdient.
B. Z. online, 22.03.2015