Koproduktion mit Theater Wahlverwandte
Die Marquise von O.
Schauspiel nach der Novelle von Heinrich von Kleist
Bühnenfassung und Regie: Silvia Armbruster
Bühne und Kostüme: Stefan Morgenstern
Mit Lisa Wildmann, Ursula Berlinghof,
Christian Kaiser, Sebastian Strehler
(4 Mitwirkende)
10.02.2018 – 28.02.2018
INHALT
Kleists berühmte Novelle von Liebe, Scham und der Selbstfindung des Menschen. Ein abgelegener Landsitz in Italien. Die Marquise von O. führt seit dem Tod ihres Mannes ein zurückgezogenes Leben als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, mit denen sie bei ihren Eltern wohnt. Obwohl sie in den besten Jahren ist, lehnt sie eine zweite Vermählung ab. Sie will sich ganz ihren Pflichten als Mutter und Tochter widmen. Dann bricht der Krieg über sie und ihre Familie herein. Sie, die Pflichtbewusste, Enthaltsame, wird beinahe das Opfer einer Vergewaltigung. Gerade noch rechtzeitig kann ein junger russischer Leutnant sie retten. Sie sieht in ihm einen Engel, und beide verlieben sich rettungslos ineinander. Sie, die doch nicht mehr lieben will. Als alles zu viel wird, sinkt sie in Ohnmacht. Wochen später stellt sie fest, dass sie schwanger ist. Aber von wem? Und wie? Ihre Eltern verlangen eine Aufklärung über den Kindsvater. Ein heftiger Familienstreit entbrennt, an dessen Ende der Vater ihr das Umgangsrecht mit den Kindern entzieht und sie kurzerhand vor die Tür setzt. Auf die nächstliegende Möglichkeit kommt niemand. Um nicht irre zu werden, klammert sich die Marquise an das einzige, was ihr geblieben ist: das Kind in ihr. Und sie fasst einen ungewöhnlichen Entschluss: Dem Spott der Welt zum Trotz veröffentlicht sie in der Zeitung eine Annonce, in welcher sie den Kindsvater auffordert, sich bei ihr zu melden, sie wäre entschlossen, ihn zu heiraten, wer immer er auch sei. Als Kindsvater meldet sich: der junge russische Leutnant. Die Eltern sind erleichtert, die Marquise ist erschüttert. Ausgerechnet ihr Engel scheint ihr nun ein Teufel. Eine lange Zeit noch ist sie unerbittlich in ihrem Zorn auf sein moralisches Fehlverhalten. Doch schließlich siegen die Liebe und das Verzeihen.
BIOGRAFIEN
KÜNSTLERISCHE GESAMTLEITUNG Theater Wahlverwandte
Silvia Armbruster studierte an der LMU-München Philiosophie und Germanistik und assistierte währenddessen bei George Tabori und Hans Kresnik. Nach Abschluß des Studiums folgten eigene Inszenierungen, die mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurden, darunter dem Preis der Akademie der Schönen Künste, Frankfurt für „Venus und Adonis“ von Shakespeare, dem Preis der Bayerischen Theatertage 2000 für „Hyänen“, drei Inthega-Plazierungen für „Viel Lärm um Nichts“ von Shakespeare, für „Geschlossene Gesellschaft“ von Sartre und für „Die Legende vom heiligen Trinker“ nach Joseph Roth, sowie mit drei AZ-Sternen für „Wahlverwandtschaften“ nach Goethe, „Zarah 47“ von Peter Lund und für „Hello again“ von Michael LaChiusa.
Silvia Armbruster gelingt es immer wieder, mit ihren Klassiker-Adaptionen, die literarischen Vorlagen lebendig und bewegend auf die Bühne zu bringen und autarke Theaterabende zu kreieren. Für das Tourneetheater THESPISKARREN überzeugte sie zuletzt mit ihrer Dramatisierung von „Die Legende vom heiligen Trinker“ u. a. mit Ernst Konarek und Wolfgang Seidenberg in den Hauptrollen.
PRESSESTIMMEN
Eruptive Ausbrüche aus der Harmonie
Theater Wahlverwandte macht aus großartigen literarischen Stoffen großes Theater: zeitgemäß in der Form, zeitlos in der Botschaft. Es geht um Selbstfindung, um Selbstachtung, Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein. Es geht um Emanzipation. Alle inneren Veränderungen deuten sich an, verstärken sich, gleich in welcher Rolle. Diese Hinwendung zum Detail trägt dazu bei, dass aus großartigem Stoff großes Theater wird. Tosender, anhaltender Beifall. Für kongeniale Schauspieler und herausragende Inszenierung.
Braunschweiger Zeitung, 30.10.2013.
Regisseurin Silvia Armbruster hat daraus einen Theatertext destilliert, der vollkommen modern wirkt. Wer Pathos erwartet, wird enttäuscht. Das ist wohltuend. Der Regisseurin gelingen packende, verstörende Bilder.
Schwäbische Zeitung Lindau, 2.10.2013.
Dieser Stoff klingt reichlich angestaubt und klischeehaft, doch dem Ensemble Theater Wahlverwandte gelang es meisterlich, einen Bogen von klassischen Texten und Sequenzen zu modernen Wendungen zu schaffen. Überdies zeigten die Schauspieler auch die ungeheure Komik, die hinter Kleists Werk steckt. So schaffte es das Ensemble zu zeigen, dass Kleists Werk auch nach über 200 Jahren noch aktuell und sehenswert ist.
Augsburger Allgemeine, 21.10.2013.
Der Spannungsbogen bleibt zweieinhalb Stunden lang hoch, was einerseits den ausgezeichneten Schauspielern zu danken sein dürfte, andererseits aber auch der Dramaturgie, die stets auf schmalem Grat zwischen aufheiternden Aktualisierungen und dem Abdriften in Klamauk wandert. Das ist großes Theater – kompakt, packend und obendrein höchst unterhaltsam, was in Neuburg mit lag anhaltendem Applaus belohnt wird.
Donaukurier, 21.10.2013.
Diese Novelle mit ihren widersprüchlichen Erzählsträngen als Theaterstück – Geht das? Wie grandios so etwas gelingen kann, bewies die Bühnenfassung und Inszenierung von Silvia Armbruster. Mit federleichter Hand und pfiffigen Ideen hat Silvia Armbruster die Balance zwischen absoluter Werktreue und moderner Inszenierung geschaffen – und ein wunderbares spielfreudiges Ensemble zur Hochform auflaufen lassen.
Allgäuer Zeitung, 30.10.2013.
Kleists Protagonisten sind Durchschnittsmenschen, die in eine Krisensituation hineingeworfen werden. Die Konflikte können dem Zuschauer nahe gehen und genau diese Verbindung in unsere heutige Welt sucht die Regie Silvia Armbrusters, Sie zeigt die Geschichte der Marquise als Geschichte einer weiblichen Emanzipation. Kleist ist ein Vorläufer moderner Theaterautoren. Inszenierungen wie diese zeigen, dass er auf heutige Theaterbühnen gehört.
Brunsbütteler Zeitung, 1.11.2013.
Silvia Armbrusters Bühnenadaption hat mit vier glänzend aufgelegten Akteuren sowie einer Kombination aus dramatischen Elementen und einem ordentlichen Schuss Komik einen faszinierend heiteren Blick auf die bürgerliche Fassade geworfen. Mit wahrlich hinreißenden Einfällen, die zu Recht amüsierten und das Kleist-Stück entschlackten, machte diese „Marquise von O.“ dem Publikum sichtbar Spaß.
Westfalen-Blatt, 8.11.2013.