Koproduktion mit Theater Wahlverwandte
Goethe – Wahlverwandtschaften
Bühnenfassung, Regie und Kostüme: Silvia Armbruster
Bühne: Barbara Kaesbohrer
Lichtkonzept: Hans Peter Boden
Choreographie: Ramses Siegel
Musik: Melanie, Michael Nyman, Arvo Pärt, Maurice Ravel
Mit Hans Piesbergen, Julia Jaschke, Christian Kaiser,
Corinne Steudler (4 Mitwirkende)
INHALT
Ein malerischer Landsitz, ein verliebtes Ehepaar in den besten Jahren. Ein guter Freund und eine Nichte sollen die Idylle bereichern. Doch wahlverwandte Anziehungskräfte setzen Leidenschaften in Gang, die in einem geheimnisvoll gezeugten Kind sichtbar werden…
Eduard ein außergewöhnlich charmanter, unterhaltender Mann und Charlotte, eine lebenserfahrene, kultivierte Frau in der Blüte ihrer Jahre, haben sich von allen gesellschaftlichen Verpflichtungen zurückgezogen und genießen ungestört ihr gemeinsames Leben auf ihrem Landsitz. Bis Otto auftaucht, der Jugendfreund Eduards, ein stellungsloser Architekt, der sich mit großer Energie in die Gestaltung der Gartenanlage einmischt. Von der Schaffenskraft des Freundes angesteckt arbeitet Eduard mit; Charlotte sieht ihren Ehemann bald nur noch abends. Da trifft Ottilie ein, Charlottes Nichte, die ihr Internat verlassen musste. Charlotte nimmt sich ihrer mütterlich an. Beinahe gelingt es ihr, Harmonie und Gleichklang in der kleinen Runde zu stiften, da kommt ein weiterer Gast und stört das sensible Gleichgewicht: die Liebe.
Beinahe unmerklich tritt sie ein, entflammt die vier Herzen. Völlig ungehemmt verlieben sich Eduard und Ottilie ineinander – Weniger ungezügelt, doch ebenso hingebungsvoll begehren sich auch Charlotte und Otto, die „vernünftig“ mit der Situation umzugehen versuchen. Charlotte ist es, die einer Scheidung nicht zustimmt, da sie entdeckt, dass sie von Eduard schwanger ist...
BIOGRAFIEN
KÜNSTLERISCHE GESAMTLEITUNG Theater Wahlverwandte
Silvia Armbruster studierte an der LMU-München Philiosophie und Germanistik und assistierte währenddessen bei George Tabori und Hans Kresnik. Nach Abschluß des Studiums folgten eigene Inszenierungen, die mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurden, darunter dem Preis der Akademie der Schönen Künste, Frankfurt für „Venus und Adonis“ von Shakespeare, dem Preis der Bayerischen Theatertage 2000 für „Hyänen“, drei Inthega-Plazierungen für „Viel Lärm um Nichts“ von Shakespeare, für „Geschlossene Gesellschaft“ von Sartre und für „Die Legende vom heiligen Trinker“ nach Joseph Roth, sowie mit drei AZ-Sternen für „Wahlverwandtschaften“ nach Goethe, „Zarah 47“ von Peter Lund und für „Hello again“ von Michael LaChiusa.
Silvia Armbruster gelingt es immer wieder, mit ihren Klassiker-Adaptionen, die literarischen Vorlagen lebendig und bewegend auf die Bühne zu bringen und autarke Theaterabende zu kreieren. Für das Tourneetheater THESPISKARREN überzeugte sie zuletzt mit ihrer Dramatisierung von „Die Legende vom heiligen Trinker“ u. a. mit Ernst Konarek und Wolfgang Seidenberg in den Hauptrollen.
PRESSESTIMMEN
Wahlverwandtschaften zeitlos aktuell inszeniert
…….. Die Formulierungen waren originalgetreu Goethe, und doch hatten die „Wahlverwandtschaften“ in der Werner-Jaeger-Halle überzeitliche Aktualität. In Silvia Armbrusters Dramatisierung des Goethe-Romans beeindruckte das Ensemble der Theatergastspiele Kempf mit einem Schauspiel, das zum Vexierspiel heiterer, geradezu verspielter Elemente und tragisch aufwühlender Momente geriet.
(anw) – Rheinische Post, 15.10.2010
Bravo-Rufe für tolle Darsteller
…….. Wer bisher glaubte, Goethes „Wahlverwandtschaften“ würden sich eher dem Leser öffnen als dem Theaterbesucher, wird seine Meinung ändern müssen.
Silvia Armbruster hat den tragischen Liebesroman von 1809 dramatisiert und inszeniert und eine wunderbar leichte Aufführung geschaffen, zugleich lustig und traurig, ironisch und romantisch. Sie choreografiert atmosphärisch dichte Bilder, wagt elegante kleine Albernheiten, überrascht mit immer neuen Einfällen. Sie lässt ihr exzellentes Darsteller-Quartett ausgelassen tanzen, singen (auch das Publikum stimmt kräftig mit ein in „Freude, schöner Götterfunken“) und voller Hingabe leiden.
Heftiger Applaus und Bravo-Rufe für Julia Jaschke (Charlotte), Hans Piesbergen (Eduard), Wenonah Wildblood (Ottilie) und Christian Kaiser (Otto).
(km) – Wolfsburger Allgemeine Zeitung, 1.10.2010
Zeit spielt keine Rolle – Publikum begeistert
BAYREUTH. Vier Stühle. darauf vier Schauspieler, sehr ernst blickend, fast bewegungslos im ansonsten leeren Raum. Unten ein Teppich, laubfarben gesprenkelt – aber nein: da liegt wirklich so etwas wie Laub, später, als alles zu spät ist und Krieg herrscht, sehen wir es spritzen. Allein es beginnt sehr ruhig – um sich fulminant zu steigern.
Am Mittwochabend wurde so das Herbstabonnement in der Stadthalle eröffnet: „Die Wahlverwandtschaften“ nach Goethes Roman, ein Theaterabend. „Solche Unternehmungen sind Wagstücke“, wie es einmal sinnvoll heißt. Das Wagstück gelingt, denn die Bearbeitung, die Goethes revolutionärer Roman durch die Dramaturgin und Regisseurin Silvia Armbruster erfahren hat, lässt nur die vier Hauptrollen übrig – aber was heißt hier „nur? Julia Jaschke als Charlotte, Hans Piesbergen als Eduard, Christian Kaiser als Otto und Wenonah Wildblood als Ottilie spielen das Beziehungsquartett, das Publikum in der Stadthalle ist begeistert. Man versteht’s, denn szenisch und schauspielerisch ist der Abend aus einem Guss.
Die Beziehungstragödie duldet keine klassischen Szenenwechsel, aber raffinierte Übergänge. Man spielt mit einfachsten Requisiten – ein großes Tuch kommt zu Ehren, hinter dem Eduard und Charlotte doppelten geistigen Ehebruch begehen, wozu der Bolero rauschhaft züngelt. Überhaupt der Tanz: Eine der zentralen Szenen, die Annäherung der beiden Paare, geschieht im Goetheschen Gespräch – und in einer raffinierten, sich erotisch steigernden Choreographie. Es gibt „Wahlverwandtschaften“-Ballette, diese Inszenierung bietet ein Schauspiel mit Musik und Tanz, das verständlich macht. wieso der Tanz ein Medium der Liebe und der Verfallenheit ist.
Man hört nicht nur Ravel. Den ersten Teil des Abends, wo es noch scheinbar leicht hergeht und das Ehepaar sich eine Regenschirm-Pantomime schenkt, skandiert ein minimalistisch wie charmanter Walzer von Michael Nyman. Derweilen sitzt allerdings schon der Hauptmann wie ein nervöser Affe auf dem Stuhl, die Uhr vor sich hin baumelnd, wie alle Protagonisten den gesamten Abend auf der Bühne anwesend sind: Auch das gibt ihm Spannung. Zwischendurch steigt man durchs Parkett, über die Zuschauer hinweg (die „enge Anlage“ des Englischen Gartens), animiert das Publikum zum Absingen der Ode an die Freude und reicht Rosen durch den Saal.
Die Fallhöhe der Komplikationen ist ungeheuer: Am Ende, nachdem Ottilie das Kind Eduards und Charlottes im Wasser verloren hat (eine beeindruckende Riesentuchnummer), steht nur noch der traurige Monolog der Kindfrau Ottilie, die sich zu einem Song von Melanie aus dem Saal stürzt.
Goethes Wahlverwandtschaften: In dieser schauspielerisch eloquenten Interpretation trägt das Drama die Züge eines Stücks von Arthur Schnitzler. Die Stilmittel aber sind vielfältig. Wenn man nicht tanzt, erzählt man sich auch mal die Geschichte. So bricht das Epos im V-Effekt die „Einfühlung‘, der man sich allerdings schwer entziehen kann. „Otto sollte fort. Alles sollte leer werden.“ Man kann das sehr gut verstehen. Die Zeiten wechseln – aber wenn vier Spieler das Dilemma der Wahlverwandtschaft so spannungsvoll herausspielen können, spielt die Zeit keine Rolle mehr. Starker Applaus!
Von Frank Piontek – Nordbayrischer Kurier Bayreuth, 15.10.2010
Das Goethe-Stück „Wahlverwandtschaften“ eröffnete die neue Saison und fand großen Anklang.
…….Was Silvia Armbruster mit ihrer Übertragung des Stücks auf die Bühne und als Regisseurin gelang, verdient höchste Anerkennung und wurde vom Kulturring-Publikum mit lang anhaltendem Applaus gewürdigt.
msi – Fränkischer Tag Kronach, 20.10.2010
Viel Beifall für eindrucksvolle Darstellung von Goethes „Wahlverwandtschaften“
…………..Hans Piesbergen spielt den Eduard in bester Manier. Leidenschaften bestimmen dessen Handlungen. Seine nuancenreichen Gefühlsausbrüche zeigen sein großes schauspielerisches Können. Gebannt verfolgt das Publikum, wie die ungezügelten Empfindungen eine selbstzerstörerische Energie entfachen. Im Kontrast dazu steht das Bemühen von Architekt Otto: „Bauen wir gemeinsam eine Welt der Schönheit, Ordnung, Liebe und Harmonie.“, fordert er und lässt Rosen im Publikum verteilen. Er bringt sogar die Zuschauer dazu, „Freude schöner Götterfunken“ laut zu singen. Bald stößt die schüchterne Ottilie, Charlottes Nichte, zu der Gruppe. Spätestens jetzt nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Der Bolero von Ravel dringt aus Lautsprechern, und die beiden Paare tanzen über die Bühne. Sie zeigen mit Blicken, kurzen Ansprachen und Partnerwechsel, dass sich die Eheleute trennen und zwei neue Paare entstehen werden. Charlotte und Otto fühlen sich zueinander hingezogen. Julia Jaschke kommt als Charlotte schauspielerisch sehr gut an. Die innere Zerrissenheit zwischen tiefer Zuneigung, Trennungsschmerz und der Hoffnung, den „alten Zustand“ durch eine Schwangerschaft wieder herzustellen, stellt sie lebensecht dar. Ganz anders entwickelt sich die Liebe zwischen Ottilie und Eduard. Voller Verliebtheit vergessen sie die Welt um sich. Als deutlich wird, dass sie ihre Leidenschaft nicht ausleben können, brechen sie zusammen. Mit lang anhaltendem Beifall dankt das Publikum für die eindrucksvolle Darstellung.
Ernst-Diedrich Habel – Goslarsche Zeitung, 13.10.2010
Starker Beifall für Silvia Armbrusters Goethe-Fassung
………….Silvia Armbruster hat den Roman, der von seinem Ansatz eine Tragikomödie ist, szenisch umgesetzt. Durch kleine Details, manchmal auch unterschwellig, hat sie die Zeitlosigkeit und den emotionalen Sprengstoff der Handlung mit vier sensibel agierenden Schauspielern inszeniert. Im Laufe der dramatischen Liebeswirren erlebt das Publikum – durch Hans Piesbergen als Eduard, Wenonah Wildblood in der Rolle der Ottilie, Julia Jaschke als Eduards Ehefrau Charlotte und Christian Kaiser als deren Geliebter Otto – die scharf gezeichneten Konfliktsituationen hautnah mit.Mehr noch: Armbrusters Wahlverwandtschaften belassen die Zuschauer nicht in ihrer reinen Beobachterrolle. Sie integrieren sie – partiell – geschickt ins Geschehen. So wird der Zuschauerraum zum (fiktiven) Garten von Julias Anwesen, den Architekt Otto umgestalten soll.
In den „Wahlverwandtschaften“ beschreibt Johann Wolfgang Goethe am Beispiel eines Ehepaares. das auf einem ländlichen Anwesen wohnt, die Wirkung und Auswirkung körperlicher und emotionaler Anziehungskraft, die bürgerliche Moralvorstellungen außer Kraft setzt. Was zu schwierigen und gleichzeitig beglückenden Konstellationen führt.
Kreatives Bühnenbild
Den Spannungsbogen zwischen himmelhohem Jauchzen und tiefster Betrübtheit schafft das Stück durch Schauspieler, die ihren Figuren unverwechselbares Profil verleihen. Zudem verdankt es seine Wirkung einer Regisseurin (Silvia Armbruster) und einer Bühnenbildnerin (Barbara Kaesbohrer), die durch kreative Ideen die Wahlverwandtschaften in einen optimal passenden dramaturgischen und optischen Rahmen gesetzt haben. Starker Beifall.
Von Andreas Stolz – Wolfsburger Nachrichten, 1.10.2010
Tiefgang, Spannung und Unterhaltung
…………..Eine beeindruckende Umsetzung des Goethe-Stoffes, minimalistisch, intensiv, kreativ, zeitgemäß, voller Überraschungen und dabei ganz dicht am Original.
Von Bärbel Knill – Augsburger Allgemeine, 25.9.2010